Wie unser Körper seine Wunden selbst heilt

Unser Körper ist ein rätselhaftes und faszinierendes Wunderwerk der Natur. Er verfügt über präzise Vorgänge und überragende Fähigkeiten die oft schon inszeniert erscheinen. Die Komplexität dieser Prozesse wird uns erst bewusst, wenn sie nicht mehr richtig funktionieren. Ein sehr spannender Vorgang in diesem Kontext ist der Wundheilungsprozess. Ein Ablauf von genau aufeinander abgestimmten Aktionen die nach und nach auftreten, ihre Funktion erfüllen und wieder abtreten sobald ihre Aufgabe erfüllt wurde. Wie sieht dieser Prozess nun konkret aus?

Bevor wir das Wunder Wundheilung näher beleuchten, möchte ich klären wovon wir sprechen, wenn wir von einer Wunde sprechen. Wir haben oft sehr unterschiedliche Auffassungen von der Definition einer Wunde. Während manche von uns bereits bei einem kleinen Kratzer aufschreien und mit Blaulicht ins Krankenhaus fahren wollen, sprechen andere oft erst dann von einer Wunde, wenn eine Gliedmaße droht sich vom Körper zu lösen. Böse Zungen behaupten sogar, dass Männer hier sehr viel empfindlicher sind als Frauen. Aber wie gesagt, das behaupten böse Zungen und nicht ich. 😉

Gut. Aber was ist nun eine Wunde und, was noch viel spannender ist, was passiert in unserem Körper während er versucht diese Wunde selbst zu heilen? Laut klinisches Wörterbuch nennt man jede Schädigung der Haut oder des Körpergewebe, die durch Verletzungen und Zellschädigungen verursacht wird, eine Wunde. Im Normalfall heilt sie innerhalb von vier bis sechs Wochen von selbst ab. Die Hauptakteure in diesem Drama sind spezielle Zellen, die sich je nach Heilungsphase in der Hauptrolle ablösen.

Die Hauptfiguren

  • Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten).  Ihre Hauptaufgabe ist der Transport von O2 und der Abtransport von Co2.
  • Die Blutblättchen (Thrombozyten). Sie sind für die Blutgerinnung verantwortlich.
  • Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten).  Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Zellen die für die Immunabwehr zuständig sind. Zur Wundheilung sind vor Allem die Granulozyten und die Lymphozyten wichtig. Sie kämpfen tapfer gegen Eindringlinge. Monozyten sind verantwortlich für den Abbau von Gewebetrümmer und Fremdkörper. Makrophagen produzieren Wachstumsfaktoren und Enzyme sie für die Heilung von besonderer Bedeutung sind.
  • Die Fibroplasten. Sie sind für die Kollagenbildung und Gewebekontraktion verantwortlich.
  • Und eine Vielzahl anderer Vitamine, Hormone und Enzyme die allesamt unentbehrlich sind für die Heilung von Wunden.

Eine nicht gestörte Wundheilung findet grob eingeteilt in vier Phasen statt, die sich zeitlich überschneiden und sich nicht exakt voneinander trennen lassen.

1. Hämostatische Phase

Unmittelbar nach der Verletzung setzt die Hämostatische Phase ein. Die Gefäße erweitern sich, und das Blut fließt aus der Wunde.

Gewebeflüssigkeit sammelt sich im Wundgebiet und es entsteht ein Wundödem. Die Gefäßerweiterung bewirkt, dass Erythrozyten, Thrombozyten und Leukozyten aus dem Gefäß ins Wundgebiet austreten können. Kurz darauf ziehen sich die Gefäße wieder zusammen und die Blutstillung oder Blutgerinnung beginnt. Hauptverantwortlich sind dafür die Thrombozyten. Dieser Vorgang stoppt nicht nur die Blutung, er schafft auch die Voraussetzungen für die anderen Phasen der Wundheilung.

2. Reinigungsphase oder Exsudationsphase 

In dieser Phase ist die Wunde oft  keimbesiedelt und belegt. Hier sind vor allem die Leukozyten aktiv und versuchen Bakterien, Zelltrümmer und nicht durchblutetes Gewebe selbst aus der Wunde zu entfernen. Dieser Selbstreinigungsmechanismus verursacht eine starke Ansammlung von Flüssigkeit (Exsudat) im Wundgebiet, wodurch Störfaktoren ausgeschwemmt werden sollen. Die Makrophagen beginnen mit Abbau der abgestorbenen Zellen und Fibrin zieht ich über die gesamte Wunde.  Die Reinigungsphase dauert zwischen 1 bis 4 Tage. Schafft es der Köper in diese Phase die Wunde selbst zu reinigen, folgt die Granulationsphase.

3. Granulationsphase

In dieser Phase beginnt der Körper mit der Bildung von neuem Gewebe, den sogenannten Granula. Sie sind als kleine, rote Körnchen am Wundgrund gut erkennbar.  Die Exsudatmengen gehen langsam zurück und das Granulationsgewebe beginnt die Wunde nach und nach auszufüllen. Fibroplasten sorgen für den Aufbau von Kollagen und es bilden sich nach und nach Kapillargefäße die das neue Gewebe künftig versorgen werden. Dauer der Granulationsphase beträgt im optimalfall 2 bis 14 Tage.

 4. Epithelisierungsphase

In dieser Phase bilden sich aus dem Granulationsgewebe Epithelzellen die ausgehend von den Wundrändern in Richtung Wundzentrum wachsen und den Defekt sukzessive verkleinern. Die „neue“ Haut wächst quasi über die Wunde. Das Kollagen reift sich aus und das Gewebe wird blass und rosa. Die Epithelisierungsphase dauert zwischen 3 bis 21 Tage.

Ist es nicht faszinieren wozu unser Körper fähig ist?

 

Für alle visuellen Typen habe ich auf Youtube ein sehr aufschlussreiches Video zum Thema Wundheilungsphasen gefunden. Allerdings nur auf Englisch.

 

die Wundmanagerin

Martina Bettschar
DGKP, WDM, akad. Pflegemanagerin
0664 991 085 77
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